Studie: Beratungserfahrungen von Ein-Eltern-Familien im Familien-& Kindschaftsrecht
Kooperationsstudie der Universität Bielefeld und der Stiftung Alltagsheld:innen
Die Reformvorhaben im Familienrecht können auf die Lebenssituation von Ein-Eltern-Familien erheblichen Einfluss nehmen, um diese zu verbessern. Als Beitrag zum aktuellen politischen Diskurs beleuchtet die Stiftung Alltagsheld:innen gemeinsam mit der Universität Bielefeld in einer explorativen Kurzstudie (2024) die Perspektive von Alleinerziehenden auf Belastungen durch Trennung und Scheidung vor dem Hintergrund des Familien- und Kindschaftsrechts sowie ihre Beratungsbedarfe. Für diese wurden Ratsuchende der Hotline Familienrecht befragt, die seit 2022 von der Stiftung Alltagsheld:innen angeboten und durch die CMS Stiftung gefördert wird.
In aller Kürze
Familiengerichtliche Entscheidungen sind für Betroffene mitunter schwer nachvollziehbar. Die Heterogenität der gelebten Umgangsmodelle von Ein-Eltern-Familien verstärken bestehende Verunsicherungen, insbesondere bei konfliktären Trennungssituationen. Die Kooperationsstudie der Universität Bielefeld und der Stiftung Alltagsheld:innen wertet die Lebenssituation von Ein-Eltern-Familien basierend auf den Beratungsanfragen und im Hinblick auf Unterstützungsbedarfe aus.
Im Fokus der Studie stehen die Auswirkungen rechtlicher Rahmungen im Erleben von Ein-Eltern-Familien sowie die Erfahrungen und Einschätzungen der Alleinerziehenden bezüglich des Umgangs mit Richter:innen, Anwält:innen, Fachkräften Sozialer Arbeit und Vertreter:innen weiterer Institutionen mit ihren Anliegen und Problemen.
Mixed Method Design
- quantitative Befragung von 131 Nutzer:innen zu Beratungsthemen
- vertiefende qualitative Befragung von 14 Ein-Eltern-Familien, davon
11 Frauen und 3 Männer - Expert:inneninterviews mit 2 Jurist:innen der Beratungshotline
Ergebnis
Die Ergebnisse der Studie werden in 8 Thesen verdichtet. So zeigen sich in den Interviews zum Beispiel unzutreffende Zuschreibungen gegenüber befragten Müttern seitens der Jugendämter, Beratungseinrichtungen und Gerichte. Befragte Mütter empfinden zudem wenig Schutz, wenn häusliche Gewalt vorliegt: Jugendämter, Beratungseinrichtungen und Gerichte klammern dieses Thema häufig aus. Auch erleben die befragten Ein-Eltern-Familien einen konfliktären Zusammenhang zwischen dem Betreuungsmodell und Unterhaltszahlungen. Die in der Studie befragten Jurist:innen hingegen betonen, dass es keinen gesetzlichen Zusammenhang bzgl. Unterhalt und Umgang gibt, jedoch rechtliche Wechselwirkungen bestehen. Befragte getrenntlebende Väter erleben die Rechtsgrundlage als veraltet und geprägt von ‚traditionellen‘ Rollenbildern. Die befragten Jurist:innen sehen hingegen keinen Verbesserungsbedarf bei bestehenden Regelungen, sondern in ihrer Anwendung. Entscheidungen sollten sich an der gelebten Aufteilung von Sorgearbeit orientieren.
In der Studie werden Erfahrungen von Ein-Eltern-Familien bei Trennung und Scheidung vor Gericht, im Jugendamt und weiteren Institutionen exemplarisch sichtbar. Daraus können Beratungs- und Unterstützungsbedarfe abgeleitet werden.
Fazit
Die Auswertung des explorativ erhobenen empirischen Materials lässt Handlungsbedarf erkennen. Erste daraus abgeleitete Empfehlungen richten sich an Fachkräfte, Politik und Verbände mit dem Ziel, Wissen zu vertiefen und Haltungen zu reflektieren, um Veränderungen bei der Umsetzung von Kindeswohl, Schutzrechten und Interessenausgleich anzuregen.
Dokumente zum Download:
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- Projektbericht (April 2024)
- Fact Sheet zur Studie
- Fact Sheet als gedruckte Broschüre hier kostenfrei bestellbar (Mindestmenge: 10 Stück)
- Pressemitteilung
DOI: https://doi.org/10.4119/unibi/2988173
Herausgeber:innen: Universität Bielefeld, Fakultät für Erziehungswissenschaft, AG 07 Pädagogische Beratung, 33615 Bielefeld & Stiftung Alltagsheld:innen, 40723 Hilden
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