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Zahlen, Daten & Fakten

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A

Alleinerziehende

Die amtliche Statistik definiert Alleinerziehende primär als Mütter oder Väter, die ohne Ehe- oder Lebenspartner:in mit mindestens einem ledigen Kind unter 18 Jahren in einem Haushalt zusammenleben. „Unerheblich ist dabei, wer im juristischen Sinn für das Kind sorgeberechtigt ist. Im Vordergrund steht im Mikrozensus des statistischen Bundesamts vielmehr der aktuelle und alltägliche Lebens­ und Haushaltszusammenhang. Aus diesem Grund wird auch nicht zwischen leiblichen, Stief-, Pflege-­ und Adoptivkindern unterschieden“.
(Statistisches Bundesamt 2010:7)

Alleinerziehenden-Entlastungsbetrag

Der Entlastungsbetrag für Alleinerziehende wurde 2020 von 1.908 auf 4.008 Euro im Jahr erhöht. Damit liegt er erstmals höher als 1990. Seit 2023 liegt er bei 4.260 Euro im Jahr.
Bisherige Entwicklung des Entlastungsbetrags

Alter der betreuten Kinder

Alleinerziehende Mütter betreuen häufiger kleine Kinder, alleinerziehende Väter betreuen hingegen meist Kinder ab 10 Jahren.
(Daten: destatis 2018)

Anzahl

2,8 Mio. Alleinerziehende gibt es in Deutschland, davon sind rund 85 Prozent Frauen. (Daten: destatis 2022)

Anzahl Familien in Deutschland

11 Mio. Familien gibt es insgesamt. Knapp ein Fünftel, also rund 20 Prozent davon, sind Ein-Eltern-Familien.

Armutsrisiko Alleinerziehend

Die Armutsgefährdung für Alleinerziehende steigt seit Jahren an. Zuletzt wurde sie bei 42,7 Prozent beziffert (Daten: destatis Mikrozensus 2020, Bertelsmann Stiftung 2021). Im Armutsbericht des Paritätischen 2024 liegt sie inzwischen bei 43,2 Prozent. Die Armutsrisikoschwelle lag 2022 für Alleinerziehenden-Haushalte mit einem Kind unter 14 Jahren bei 1.546 Euro im Monat, mit zwei Kindern unter 14 bei 1.902 Euro.
Mehr zu den Kriterien von Armutsgefährdung (Stand 2021)

202

Aus- und Weiterbildung

Junge Alleinerziehende müssen oft ihre Ausbildung oder ihr Studium unterbrechen oder sogar abbrechen. Das führt im weiteren Lebensverlauf zu verminderten Einkommensmöglichkeiten. Auch für das Nachholen eines Berufsabschlusses fehlt es häufig an Zeit und Geld.
siehe auch Erwerbstätigkeit

B

Bevölkerung über Alleinerziehende

84 Prozent der Bevölkerung sagen, dass Alleinerziehende besser unterstützt werden müssen.
(Familienreport 2020 des BMFSFJ)

Besteuerung

Alleinerziehende können sich die Steuerklasse 2 eintragen lassen. Im Vergleich zu einem Single mit Steuerklasse 1 haben Alleinerziehende dadurch derzeit ca. 70 Euro mtl. mehr Netto, müssen davon aber die Kosten für mindestens 2 oder mehr Personen tragen.

Laut einer Studie der OECD von 2018 belastet Deutschland Alleinerziehende bei Steuern und Abgaben mit 31,5 Prozent. Im Durchschnitt liegt die Steuer- und Abgabenlast für Alleinerziehende in den OECD-Staaten bei 15,3 Prozent. Damit liegt Deutschland im OECD-Ranking auf dem 5. Platz der höchsten Belastung von Ein-Eltern-Familien. Nur Polen, Irland, Kanada und Neuseeland belasten Alleinerziehende prozentual noch stärker.

C

Carearbeit

Die Beschäftigungsquote von Männern liegt seit den 1990er Jahren mehr oder weniger bei knapp 90 Prozent. Die Beschäftigungsquote von Frauen stieg seither um 20 auf 80 Prozent. Der Anteil an Carearbeit (Haushalt und Kinderbetreuung) durch Männer hingegen verzeichnet im selben Zeitraum einen Anstieg im einstelligen Prozentbereich (Samtleben 2019, Sozioökonomisches Panel SOEP v33). Dieser Anstieg ist jedoch nur auf eine statistische Verschiebung zurückzuführen. Betrachtet man die tatsächlichen Stunden, gibt es hier keine Veränderung (Allmendinger, Es geht nur gemeinsam, S. 47).

E

Ehegattensplitting

Alleinerziehende werden im Vergleich zu Ehepaaren stärker besteuert: Bei gleichem Einkommen liegt ihre anteilige Steuerlast deutlich höher als bei Verheirateten, die auch ohne Kinder vom Ehegattensplitting profitieren.
Siehe auch Besteuerung

Einsamkeit

Alleinerziehende sind im Vergleich der unterschiedlichen Haushaltstypen am häufigsten von Einsamkeit betroffen (Einsamkeitsprävalenz 22,7%). Im Vergleich mit Paarhaushalten mit Kindern (Einsamkeitsprävalenz 12,8%) sind sie fast doppelt so häufig von Einsamkeit betroffen. (Entringer, T. 2022)

Entlastungsbetrag

Erwerbstätigkeit

77 Prozent der Alleinerziehenden haben einen mittleren bzw. hohen Bildungsabschluss. (Familienreport 2020 des BMFSFJ)
Drei Viertel von ihnen sind berufstätig. (2021: 74%, Bundesagentur für Arbeit)
40 Prozent der Alleinerziehenden im SGB II-Bezug sind erwerbstätig (Bertelsmann 2021)
Die Mehrheit der Alleinerziehenden sagt über ihre wirtschaftliche Lage: „es geht/könnte besser sein“. (Familienreport 2020)
42,8 Prozent der alleinerziehenden Mütter arbeiten in Vollzeit. Damit sind sie deutlich häufiger in Vollzeit beschäftigt als Mütter in Paarfamilien (32 Prozent). (Daten: destatis 2021)
Alleinerziehende Väter arbeiten deutlich häufiger in Vollzeit (88 Prozent), siehe auch: Erwerbseinkommen.
(Daten: destatis 2018)

Erwerbseinkommen

Alleinerziehende Mütter haben im Durchschnitt 1.873 Euro Netto-Einkommen im Monat. Über die Hälfte der alleinerziehenden Mütter muss jedoch mit weniger als 1.700 Euro monatlich über die Runden kommen. Alleinerziehende Väter verfügen hingegen über durchschnittlich 2.461 Euro netto monatlich, also knapp 600 Euro mehr als der Durchschnittswert der Mütter. (Daten: Bertelsmann 2021)

Die Lebenserwerbseinkommen von Männern und Frauen haben sich inzwischen angenähert. Zwischen Müttern und Vätern klafft jedoch ein deutliches Loch: Während Väter bis zu 20 Prozent mehr als kinderlose Männer im Laufe ihres Lebens an Einkommen generieren, erwirtschaften Mütter mit Erwerbsarbeit je nach Anzahl der Kinder zwischen 40 Prozent (1 Kind) und 70 Prozent (3 Kinder) weniger als ihre kinderlosen Geschlechtsgenossinnen.
(Daten: Bertelsmann 2020)

G

Gender Care Gap & Gender Pension Gap

Der Gender Care Gap, die ungleiche Verteilung der Sorgearbeit, lag 2017 in Deutschland bei 52,4 Prozent. Während der Pandemie hat dieser noch zugenommen. Diese Mehrarbeit, die Frauen in der Carearbeit leisten, führt zu niedrigeren Einkommen. Das schlägt sich im Alter im Gender Pension Gap nieder: Die Renten von Frauen liegen im Durchschnitt um rund 53 Prozent niedriger als bei Männern. Die OECD attestiert Deutschland dafür den größten sogenannten „Gender Pension Pay Gap“ unter den OECD-Staaten.

K

Kindergeld

Das Kindergeld wird sowohl auf Unterhaltsvorschuss als auch SGB II-Leistungen voll angerechnet. Durch Verrechnung dieser Leistungen bleibt am Ende bis auf die Höhe des Hartz- IV-Satzes nichts übrig – ein Faktor, der zu Kinderarmut führt.

Bei regulärer Unterhaltszahlung durch den unterhaltspflichtigen Elternteil wird die Hälfte des Kindergeldes vom Unterhaltsbetrag abgezogen.

Kindesunterhalt

50 Prozent der Unterhaltspflichtigen in Deutschland zahlen keinen Kindesunterhalt. 25 Prozent zahlen nur unregelmäßig oder weniger, als den Kindern als Unterhalt mindestens zusteht. Lediglich 25 Prozent zahlen regelmäßig den Mindestunterhalt oder darüber.
(Daten: Bertelsmann 2015)

Laut einer Studie des Instituts Allensbach 2017 im Auftrag des Bundesfamilienministeriums gaben 89 Prozent der Unterhaltsberechtigten mit Vollzeitjob an, auf den Kindesunterhalt angewiesen zu sein.

Kosten

Laut Statistischem Bundesamt (2021) gaben Elternpaare 2018 durchschnittlich für ein Kind 763 Euro pro Monat aus. Das entspricht 21 Prozent der Konsumausgaben je Familienhaushalt.
Alleinerziehende gaben durchschnittlich 710 Euro für ihr Kind aus – allerdings machten diese bei ihnen 35 Prozent ihrer gesamten Konsumausgaben aus. Im Vergleich zu 2013 stiegen die Konsumausgaben für ein Kind durchschnittlich um 16 Prozent.

Damit ein Kind ohne Armutsrisiko aufwachsen kann, sind in Deutschland im Durchschnitt 1,5 Gehälter notwendig (Bertelsmann 2016). Alleinerziehende verfügen aber nur über ein Einkommen – zum Teil nicht einmal ein volles – , das zudem oft dem Gender Pay Gap unterliegt. Rund 88 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen.

M

Mehrfachbelastung

Viele Alleinerziehende empfinden es als sehr belastend, immer funktionieren zu müssen und die alleinige Verantwortung zu tragen. Auch die Koordination von Beruf und Privatleben ist viel komplizierter als in Paarfamilien. Zudem haben sie oft wenig Zeit (und Geld) für ihre eigenen Bedürfnisse. Ein hohes und andauerndes Stressniveau ist eine Belastung für die ganze Familie und kann langfristig zu psychischen Erkrankungen wie Burnout oder Depression führen.

Miete

S

Sorgerecht

Laut Zahlen des Bundesfamilienministeriums behalten Eltern nach der Scheidung in 95 Prozent der Fälle das gemeinsame Sorgerecht. In 9 von 10 Fällen leben die gemeinsamen Kinder nach Trennung hauptsächlich bei der Mutter.

Steuerklasse

Alleinerziehende haben Anspruch auf den Alleinerziehenden-Entlastungsbetrag. Dafür können sie sich die Steuerklasse 2 eintragen lassen.
Der Anspruch erlischt, wenn im Haushalt des alleinerziehenden Elternteils ein volljähriges Kind mit eigenen Einkünften, z.B. aus einer Ausbildung, lebt – auch dann, wenn noch weitere minderjährige Kinder im selben Haushalt leben. Dann gilt für den Elternteil die Single-Steuerklasse 1.

Stigmatisierung

Alleinerziehenden bleibt die gesellschaftliche Anerkennung für ihre Leistung oft verwehrt. Stattdessen wird ihnen suggeriert, sie hätten in ihrer Beziehung zum anderen Elternteil einen Fehler gemacht, denn sonst wären sie ja nicht alleinerziehend. Diese Stigmatisierung ist verletzend und führt dazu, dass die Betroffenen nicht genügend Unterstützung erfahren.

T

Trennungsarmut

Trennungsarmut bezeichnet die prekäre Situation für insbesondere Mütter, die im Falle einer Trennung eintritt. Mit Wegfall des oft Haupteinkommens des Partners, der steuerlichen Vergünstigungen wie dem Ehegattensplitting, aber auch aufgrund des eigenen oft niedrigen Einkommens reicht das Haushaltsbudget oft nicht aus, um sich selbst und die Kinder ohne Armutsrisiko ernähren zu können. Siehe auch Armutsrisiko

U

Unterhalt

Bei der Hälfte der Alleinerziehenden kommt der Unterhalt für die Kinder gar nicht an, bei weiteren 25 Prozent nicht regelmä-
ßig oder nicht in der Höhe des Mindestunterhalts. 70 Prozent haben Schwierigkeiten bei der Durchsetzung des Unterhaltsanspruchs für die Kinder. (Bertelsmann 2014)

Unterhaltsprellen

Eine Verletzung der Unterhaltspflicht ist eine Straftat nach § 170 StGB. Dennoch ist das sog. „Untehaltsprellen“ eher Regel denn Ausnahme. Laut Berechnungen des ifo Instituts München sind ca. 70-80 Prozent der Unterhaltspflichtigen zahlungsfähig. vgl. auch Unterhaltsvorschuss
Dass dennoch viele nicht zahlen, liegt einerseits an zahlreichen Schlupflöchern („arm rechnen“), andererseits am fehlenden Nachdruck, den Bund, Länder und Kommunen dem Thema widmen.

Unterhaltsvorschuss

Kinder, die keinen regulären Unterhalt bekommen, können unter bestimmten Voraussetzungen Unterhaltsvorschuss erhalten. Vom Unterhaltsvorschuss wird jedoch das gesamte Kindergeld abgezogen. Dadurch kommen bei diesen Kindern 125 Euro weniger im Monat an als bei Mindestunterhalt. 

Damit die Existenzgrundlage von Kindern in Ein-Eltern-Familien durch Unterhaltsvorschuss abgesichert werden kann, gab der Bund in 2021 ca. 2,45 Mrd. Euro für Unterhaltsvorschuss aus. Die Rückholquote des Vorschusses variiert je Bundesland und Kommune, im Bundesdurchschnitt liegt sie bei 18 Prozent (Daten: BMFSFJ 2021).

Der Anspruch auf Unterhaltsvorschuss entfällt, wenn der andere Elternteil zu mindestens 40 Prozent der Zeit mitbetreut (BVerwG 2023). Die Unterhaltspflicht entfällt hingegen nicht.

V

Vereinbarkeit

Viele Alleinerziehende, die nicht erwerbstätig sind, würden gerne arbeiten. Voraussetzung dafür ist jedoch eine gut funktionierende Kinderbetreuung und ein familienfreundliches Arbeitsumfeld. Mangelnde Betreuungsangebote, unflexible Arbeitsbedingungen und geringe Entlohnung führen schnell in eine Armutsfalle, die sich später in einer niedrigen Rente fortsetzt.

W

Wohnen

Eine Studie der Humboldt-Universität Berlin (2021) zur Mietkostenbelastung in den 77 deutschen Großstädten ergab, dass die Bruttomietkosten für Familien und Menschen mit wenig Einkommen zu teils extrem prekären Situationen führen – Leistungen wie Wohngeld bereits eingerechnet.
Am häufigsten sind davon Alleinerziehende, nämlich zu über einem Viertel (25,7 Prozent), betroffen. Nach Abzug der Wohnkosten bleibt ihnen zum Leben weniger übrig, als im Regelsatz von ALG2/Grundsicherung vorgesehen.