Für Alleinerziehende besteht ein besonderer Bedarf nach kostengünstigen und familiengerechten Wohnungen am Wohnungsmarkt. Die Anzahl der Räume ist für Einelternfamilien dabei in der Regel relevanter, als die Größe der Räume. Neben dem gemeinsamen Wohnzimmer muss für jede Person im Haushalt ein eigener Raum als Rückzugsmöglichkeit vorhanden sein. Ein eigener Raum bietet für das alleinerziehende Elternteil zudem die Möglichkeit einen Homeoffice-Arbeitsplatz einzurichten, was zu einer leichteren Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen kann.
Wohnungsgrundrisse für Familien werden üblicherweise nach den Bedarfen und Möglichkeiten von Paaren mit Kindern konzipiert. Alleinerziehende beziehen aus Kostengründen oft Wohnungen mit nur einem bis zwei Zimmern, die eigentlich für Singles oder kinderlose Paare gedacht sind. Es müssen vermehrt auch kleine kompakte und kostengünstige Familienwohnungen mit mindestens drei Zimmern gebaut werden.
Die Wohnungsbauförderrichtlinien der Länder sind so anzupassen, dass die besonderen Belange der alleinerziehenden Familien bei der Grundrissgestaltung Berücksichtigung finden. Ziel sollte sein, Mieten und Nebenkosten sowie den Ressourcenverbrauch beim Bauen niedrig zu halten. Mindestraumgrößen von 10qm, wie sie in den geltenden Wohnraumförder-richtlinien z.B. im Land NRW gefordert werden, sollten flexibler gehandhabt werden können.
Im öffentlich geförderten Wohnungsbau ist ein prozentualer Anteil der Wohnungen von mindestens 10 bis 15 Prozent als bedarfsgerechter Wohnraum für alleinerziehende Familien vorzusehen. Bedarf besteht an Wohnungen mit mindestens drei Zimmern bzw. mehr sowie passenden Zuschnitten für Einelternfamilien mit einem bzw. mit mehreren Kindern.
Die Perspektive der Alleinerziehenden und die Erfordernisse einer 15-Minuten-Stadt müssen bereits in der Stadtentwicklungsplanung und bei der Konzeption von Neubauprojekten Eingang finden. Eine gendergerechte Stadtplanung mit kurzen Wegen, z.B. zu Schulen, Kitas, Einkaufsmöglichkeiten und Ärzten, ist zugleich eine familien- und kindgerechte Stadtplanung, die Menschen in unterschiedlichen Lebens- und Familienmodellen zu Gute kommt.
Alleinerziehende sind in planerische Prozesse, Bürger*innendialoge, Quartiersentwicklung etc. frühzeitig und gezielt einzubinden. In der Regel kennen Alleinerziehende ihre eigenen Bedarfe am besten. Bei den Beteiligungsprozessen sollte stets eine kostenlose Kinderbetreuung angeboten werden, um den Alleinerziehenden die Teilnahme an den Veranstaltungen zu ermöglichen. Digitale Formate können hierfür eine weitere Möglichkeit sein.
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