Kindergrundsicherung: Frauenfeindliches Narrativ – Offener Brief an Lisa Paus & die Bundesregierung

Grafik Kinderhand in Erwachsenenhand

Auf der gestrigen Bundespressekonferenz zur geplanten Kindergrundsicherung verbreitete Bundesfinanzminister Christian Lindner einerseits nicht zutreffende Behauptungen über Alleinerziehende, andererseits ein frauenfeindliches Narrativ, das insbesondere alleinerziehende Mütter diskreditiert und geeignet ist, die Gesellschaft zu spalten.

Dieses Vorgehen kritisieren Alleinerziehenden-Organisationen (fair für kinder, Stiftung Alltagsheld:innen, MIA, Solomütter) deutlich – in einem Offenen Brief an die Bundesfamilienministerin Lisa Paus und die gesamte Bundesregierung.

Der Offene Brief kann hier eingesehen werden.

Zur Berichterstattung über den Offenen Brief

Unterstützer:innen

In den vergangenen Tagen haben sich diverse Unterstützer:innen zu unserem Offen Brief gemeldet, die ihn mitunterzeichen:

„Wir wollen einerseits die materielle Situation Alleinerziehender verbessern, aber andererseits nicht zusätzliche Anreize geben, sich nicht um Arbeit zu bemühen.“ Mit solchen Aussagen befeuert Herr Lindner ein stigmatisierendes Vorurteil, sie sind ein Schlag ins Gesicht all der Alleinerziehenden, die Tag für Tag im Spagat zwischen Beruf und (gesellschaftsrelevanter!) Sorgearbeit für ihre Familien an ihre Grenzen gehen. Es mangelt Alleinerziehenden nicht an Motivation, sondern an den Voraussetzungen dafür, dass sie einer existenzsichernden Arbeit nachgehen können: ausreichende und verlässliche Kinderbetreuung (auch zu Randzeiten), familienfreundliche Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung. Und wie sich zeigt, fehlt es insbesondere an einer Politik, deren Ausgangspunkt die Anerkennung der Leistungen und besonderen Belastungen von Alleinerziehenden ist, anstelle diffamierender Zuschreibungen! Auch wir fordern eine öffentliche Richtigstellung der faktisch falschen Aussagen von Herrn Lindner zur Entwicklung der Erwerbstätigkeit von Alleinerziehenden in Deutschland durch die Bundesfamilienministerin! Gleichzeitig fordern wir die Anerkennung der unbezahlten, absolut systemrelevanten Sorgearbeit von Alleinerziehenden – auch die Kinder von nicht erwerbstätigen Alleinerziehenden verdienen es, nicht in Armut zu verbleiben!
Der Vorstand des VAMV Berlin e. V.

Frauen in ver.di:

„Wir Frauen in ver.di schließen uns an und dulden nicht länger das toxische Narrativ, das von der FDP über alleinerziehende Eltern, insbesondere Mütter, verbreitet wird.“ Zum ganzen Statement von Frauen in ver.di

Weitere Unterstützer:innen:

  • Dr. Beate von Miquel, Deutscher Frauenrat
  • Lisa Ortgies, Journalistin
  • Nina Moghaddam, TV-Moderatorin und Coach
  • Delal Atmaca, DaMigra e. V.
  • Mirjam Golm, Frauen- und Gleichstellungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, MdA Berlin
  • Christian Baron, Autor
  • Gökay Akbulut, MdB, Die Linke
  • Carola Großmann, Gründerinnen und Unternehmerinnen GUT+, Berlin
  • Mechthild Rawert, MdB a.D., Frauenbund 1945 e. V.
  • Heidi Reichinnek, MdB, Die Linke
  • Romy Stangl, One Billion Rising München e. V.
  • Christine Faltynek und Ulrike Hansen, AsF Hamburg
  • Jana Bertels und Susanne Fischer, AsF Berlin
  • Landesfrauenrat Hamburg
  • Birgit Uhlworm, Bundesverband SHIA e. V.
  • Wiebke Wiedeck, Initiative Zukunft Ohne Gewalt (IZOG)
  • VAMV OV München e. V.
  • Kira Wüsten, siaf e. V.
  • Almuth Schnerring und Sascha Verlan, Initiative Equal Care Day
  • Annett-Katrin Wohlgemuth und Sigrid Egner, amuvee gGmbh

Foto von Lum3n / pexels