Gutes Wohnen für Alleinerziehende erfordert vernetzte Strategien auf verschiedenen Ebenen. Die Wohnungswirtschaft und die Wohnungspolitik müssen die Perspektive von Eineltern-Familien sowohl im Bund, auf Landesebene als auch in den Kommunen verstärkt mitdenken. Es fehlen bisher Informationsmöglichkeiten und Beratungsangebote zu den besonderen Belangen und Wohnbedarfen von Alleinerziehenden. Diese sollten alle Akteur:innen adressieren, die auf dem Wohnungsmarkt relevant bzw. am Wohnungsbau und an der Stadtentwicklung beteiligt sind, wie Vertreter:innen der Wohnungswirtschaft, Bauträger:innen, Projektentwickler:innen, Architekt:innen sowie Planer:innen auf kommunaler Ebene sowie darüber hinaus auch die Zivilgesellschaft.
Es sind Fachberatungsstellen auf Bundes- und/oder Länderebene nötig, die Vertreter*innen der Länder, Kommunen und der Bauwirtschaft zu den Bedürfnissen von Einelternfamilien beim Bauen und in der Stadtentwicklung informieren. Diese Fachberatungsstellen sollten zudem in Planungsprozessen in Stellvertreterrolle die Interessen der Alleinerziehenden vertreten, z.B. gegenüber Verwaltung und Bauträgern. Darüber hinaus sollten diese Fachstellen im Austausch mit Alleinerziehenden vor Ort stehen und darauf hinwirken, dass niedrigschwellige und wenig zeitintensive Beteiligungsformate für Alleinerziehende in Planungsprozessen angeboten werden.
Zur Projektentwicklung eines konkreten Bauvorhabens auf lokaler Ebene ist eine intermediäre Instanz erforderlich, die die Rolle einer Koordinatorin und Vertreterin der Interessen der Alleinerziehenden in den Projekten übernehmen kann: Diese Person sollte kooperativ mit Wohnungsbaugesellschaften und Wohngenossenschaften zusammenarbeiten und zur bedarfsgerechten Wohnungsgestaltung begleitend beraten. Ausgestattet mit Belegungsrechten für Wohnungskontingente, die an Alleinerziehende vergeben werden sollen, kann sie den Aufbau einer Gruppe von interessierten Alleinerziehenden übernehmen. Mit diesen Leistungen kann der Bauträger von zusätzlichen Aufgaben entlastet werden.
Best-Practice-Beispiel: In Wien konnten durch eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Verein JUNO, öffentlichen Bauträgern und der Politik bereits mehr als 300 Wohnungen für Alleinerziehende geplant und vergeben werden. JUNO wurde in den Projekten die Rolle der intermediären Instanz übertragen. Der Verein wirkt in Projekten als fachliche Beraterin zum Wohnen für Alleinerziehende bei der Grundrissgestaltung mit, übernimmt den Aufbau einer Bewohner:innengruppe Alleinerziehender sowie die Belegung der Wohnungen zu Beginn eines Projektes und bei einer späteren Neubelegung von einzelnen Wohnungen. Die Finanzierung der Dienstleistung von JUNO übernehmen anteilig die Bauträger:innen sowie die Stadt Wien.
Es werden Pilotprojekte gebraucht, die zeigen, wie die Realisierung von bezahlbarem und bedarfsgerecht gestaltetem Wohnraum für Alleinerziehende und ihre Kinder gelingt. In Modellprojekten sollten z.B. die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen untersucht werden, mit denen Alleinerziehenden die Teilnahme an gemeinschaftlichen Wohnprojekten, wie z.B. in Genossenschaften, erleichtert werden kann. Die Modellprojekte sind mit Sonderkonditionen zu fördern.
Seitens der öffentlichen Hand sind finanzielle Mittel bereitzustellen, zur Erstellung von Informationsunterlagen in gedruckter und in digitaler Form. Themenspezifische Planungsleitfäden können dazu beitragen, die Bedarfe von Alleinerziehenden und ihren Kindern bekannter zu machen, damit sie von Planer:innen zukünftig berücksichtigt werden.
Es bedarf kreativer und weitreichender Kampagnen, um alle relevanten Entscheidungsträger:innen für die Situation Alleinerziehender am Wohnungsmarkt, zu ihren Bedarfen und für passende Lösungsansätze zu sensibilisieren. Bisher existiert bei relevanten Stakeholder:innen noch zu wenig Wissen. Prominente Fürsprecher:innen können helfen, diesem wichtigen Anliegen eine zusätzliche Sichtbarkeit zu verschaffen. Für die Durchführung und Umsetzung müssen entsprechende Mittel staatlich zur Verfügung gestellt werden.
Ein bundesweites Netzwerk aus unterschiedlichen Akteur:innen der Wohnungswirtschaft und aus der Gleichstellungsarbeit, das sich dafür einsetzt, dass flächendeckend ausreichend bezahlbarer und bedarfsgerechter Wohnraum für Alleinerziehende und ihre Kinder geschaffen wird, ist von Bund und Ländern in seiner Arbeit finanziell zu fördern. Ein Netzwerk kann bei der Öffentlichkeitsarbeit und bei der Erstellung themenspezifischer Informationsmaterialien (Webseite, Broschüre) beratend und unterstützend mitwirken.
Das Gesamtpapier steht für Sie als PDF-Datei zum Download bereit.